Nach dem Sturm: Eine neue Antenne muss her!


Tief 'Sebastian' war auch bei mir nicht untätig. Nach dem (durchaus reparierbaren) Sturmschaden an meinem geliebten Spiderbeam stand ich vor der Herbst-Winter-Kontestsaison (ab Anfang September) ohne Richtantenne da.

Als Ersatz sollte nun ein neuer Beam aber endlich mit geringerem Wartungsaufwand auf den Versatower. Die Entscheidung für eine 'eierlegende Wollmilchsau' (Ultrabeam 3-Ele 30 ... 10m) aus Italien stand vor der Hamradio schon so gut wie fest und die Hobbykasse war auch leidlich gefüllt. Während der Messe hörte ich jedoch Gerüchte, dass eine längerfristige Existenz des Herstellers infrage steht und damit verbunden vielleicht die Lieferbarkeit von Ersatzteilen (Motoreinheiten, Steuergerät,  etc.) zweifelhaft sein könnte. Das ließ mich unsicher werden, ob ich in diese Antenne wirklich mehr als 4kEURO investieren sollte. Immerhin soll die neue Antenne dem OM viele Jahre ohne große Wartungsarbeiten gute Dienste tun.

Reichlich gefrustet begann ich mit der Suche nach einem geeigneten Ersatz bei den anwesenden Ausstellern. Meine in vielen Gesprächen geführten Nachfragen versprachen wenig Aussicht auf Erfolg. Dass es nun keine motorisch elegant für 6 Bänder abstimmbare 3-Elementantenne sondern stattdessen ein Aluminiumgrab werden würde zeichnete sich früh ab. Aber Beams ohne Traps und mit mindestens 3-Elementen für die oberen fünf HF-Bänder plus 2-Elemente für 30m konnte ich bei keinem Aussteller auf der Hamradio finden. Giuseppe IT9HBT von Momobeam war so freundlich und bot sich an, etwas derartiges für mich zu entwickeln. Aber der frühest mögliche Liefertermin zum Ende November (eine Neuentwicklung braucht natürlich mit Entwurf, Konstruktion und Tests seine Zeit) war keine für mich akzeptable Lösung, schließlich stand der erste wichtige Kontest bereits am zweiten Septemberwochenende auf dem Programm.

Letztendlich führte einzufälliges Wiedersehen mit einem befreundeten OM und sein Hinweis (Danke Markus!) auf eine Webseite aus SP-Land dann zu einem Ergebnis mit dem ich zufrieden sein konnte. Waldek SP7GXP entwickelt und baut zusammen mit seinem Buddy Pawel SP7SP eine ganze Reihe von Mono- und Mehrband-Beams ebenso wie Verticals. Aus einer kurzen Mail an SP7GXP entwickelte sich per Internet eine Diskussion über kurzfristig mögliche Lösungen. Zwar hat auch GXP-Antennas keine von mir erwünschte 5- bzw. 6-Bandlösung unter Einschluss des 30m-Bandes im Programm, aber immerhin einen 11-Ele-5Bd-Beam (20 ... 10m), der durch zwei verkürzte Elemente für 40m erweitert werden kann. Unter dem selbstgemachtem Zeitdruck wegen der Kontestsaison verzichtete ich schweren Herzens auf die 30m-Option und entschied mich nach reichlicher Überlegung für die angebotene 13-Ele-6Bd-Lösung. Aus einem Tipp von Waldek entwickelte sich ein Kontakt zu Andy DL7ZZ, der zufällig auch eine GXP-Antenne geordert hatte und diese persönlich beim Hersteller abholen wollte. Da konnte doch mein Beam als 'Beiladung' gleich mit nach DL gehen. Zu meinem Glück landete der Antennenbausatz nicht weit entfernt von meinem Wohnort: Andy's QTH ist weniger als eine Autostunde (ohne Stau auf der A7) entfernt.
 
Bis zum WAE-SSB-Wochenende hatte ich nun 14 Tage Zeit, die (gefühlt) 1000 Teile zu einer funktionsfähigen Antenne zu montieren und auf meinen Versatower zu bringen. Leider kann ich aus Platzgründen weder mit einem Hubwagen an meinen Tower noch reicht der Platz im Garten aus, um den Beam 'im Stück' an den Mast zu bringen. Also stand mir wieder dasselbe Elend wie schon beim Aufbau meines Spiderbeams bevor: fertig montieren, dann wieder teilweise zurück bauen, soviel Beam wie möglich im Stück ans Drehrohr und dann den Mast sukzessive anheben und dabei mit den abmontierten Teilen die fehlenden Elementhälften wieder komplettieren. Der Wettergott war mir wohl gesonnen und so war der Beam recht schnell im Garten zusammengebaut.

 

 

Alles sah gut aus, also wurden nun die Elemente wieder einseitig demontiert, damit die Montage ans Drehrohr stattfinden konnte. Am Mittwochnachmittag vor dem WAE-SSB-Kontest wurde das Beamfragment unter kräftiger Mithilfe von Kalle DH6KM, Norbert  DG3HAN, meiner geduldigen Liebsten und ihres Bruders in einer Hau-Ruck-Aktion mit dem Drehrohr des gekippten Versatowers 'verheiratet'.

 

Am folgenden Donnerstagvormittag entstand dann aus einem halben Beam flugs wieder eine richtige Antenne. Ohne die Hilfe von DH6KM wäre dieser Akt allerdings kaum in ein paar Stunden zu erledigen gewesen: Vielen Dank Kalle!

Aber wie immer wartete Murphy schon hinter der Kompostkiste ;-). Der Erbauer vertauschte beim Zusammenbau zwei Elementteile. Das passiert, wenn man nicht auf die Konstruktionszeichnung schaut, sondern meint diese schon auswendig zu kennen. Im festen Glauben alles bestens erledigt zu haben, wurde erst einmal eine ausgiebige Mittags- und Ruhepause eingelegt. Die Überraschung am Nachmittag war groß, als die erste Messung mit dem Antennenanalyser anstand. Eigentlich verhielt sich die Antenne im Großen und Ganzen wie erwartet: 40m i.O. (eigene Speiseleitung); 20m mit Resonanz zwar am Bandanfang, aber durchaus akzeptabel; 17m und 12m ebenfalls mit brauchbarem SWR; 10m jedoch mit bestem SWR deutlich unterhalb 28MHz aber notfalls brauchbar; nur 15m ohne jegliche Resonanz mit einem SWR jenseits von Gut und Böse. Was war los? War die Antenne falsch konstruiert? Hatte ich fehlerhafte Teile bekommen? Hatte ich womöglich selber einen Fehler gemacht und wenn ja wann und wo? Überlegungen am Schreibtisch brachten kein Ergebnis, also raus in den Garten und vom Boden aus eine visuelle Kontrolle des Beams, der ja schon in 18m Höhe thronte. Und dann fiel es nach gründlicher Betrachtung auf: die Strahler-Halbelemente für 10m und 15m hatte ich beim Zusammenbau am Donnerstag irrtümlich an der jeweils anderen Stelle montiert.

 

 

Korrektur des Fehlers in den verbleibenden max. 32 Stunden bis zum Kontestbeginn des WAE-SSB nicht möglich, da so kurzfristig kein Helfer aufgetrieben werden konnte. Für die Fehlerbehebung muss der Mast gekippt werden. Dazu ist es zwingend notwendig, einige Elemente des Beams zumindest teilweise wieder abzubauen, um von einer Leiter aus an die Verbindungen zu gelangen. Das ist zwar auch als Solokünstler möglich, dem alternden OM wegen der Arbeit auf einer Bockleiter auf unebenem und weichen Gartengrund in ca. 7m Griffhöhe doch zu risikoreich. Für den WAE-SSB musste es eben ohne 15m-Beam gehen, die vorhandene Drahtantenne (80/40m-Doppeldipol) wurde kurzerhand mittels Tuner im K3 für 15m vergewaltigt (angepasst). Beileibe kein gleichwertiger Ersatz für eine funktionierende Richtantenne, aber immerhin dennoch für einige wenige Verbindungen auf diesem Band zu gebrauchen.

Die Reparatur geschah dann am Freitag der Woche nach dem WAE-SSB. Funkfreund Norbert DG3HAN hatte Urlaub und die Güte mir helfend zu Hand zu gehen. Nach kaum 2 1/2 Stunden war alles erledigt und die sofort erfolgte Kontrolle mit dem Antennenanalyser ebenfalls positiv: der 6-Band-Beam konnte von nun an als ein solcher eingesetzt werden.

 

Im nächsten Kontest wird sich nun erweisen, ob das Teil meine Erwartungen erfüllt. Ein gutes SWR ist noch lange kein Garant für gute Abstrahlung, sonst könnte ich ja auch statt einer Antenne mein 50-Ohm Dummyload verwenden ... das hat bis zu 1GHz hin ein topp SWR ;-).

Ach ja, eine Bemerkung bleibt noch nachzutragen, den ersten Herbststurm hat die Antenne schon überstanden, 'Sebastian' hat an ihr gezerrt ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Das macht Hoffnung auf den erwünschten geringen Wartungsaufwand.

dk1ip 2017_09